Er kommt auf leisen Sohlen, er schmerzt anfänglich nicht und schleicht sich in deinen Körper. Er hat viele Möglichkeiten wo er sich einnisten kann und fängt an sich dort nicht nur niederzulassen, sondern immer mehr von deiner Substanz in Besitz zu nehmen. Und wenn du Pech hast, dann streut er seine Niederträchtigkeit über dein Blut auch andere Stellen, um dort Besitz von Dir zu ergreifen.
Warum er in deinen Körper einzieht ist nicht genau geklärt. Es gibt viel Ursachen, aber keine genaue Definition und damit ist eine Vermeidung kaum möglich, entweder du bist ein Empfänger dafür oder eben nicht. Ich war Einer davon.
Irgendwie hatte ich plötzlich das Gefühle das etwas mit mir nicht so richtig stimmt, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben was das genau war. In meinem ersten Buch berichte ich über die Reise nach London mit Paul, kurz vor meinem 60.Geburtstag und den Problemen die ich dabei hatte. Mein Entschluss anschließend auf eine Kur zu gehen, hauptsächlich weil ich mich damals als absolut zu dick empfand, war unterbewusst das Beste was ich tun konnte. Denn im Zuge der Kur habe ich Paul gebeten mir eine Darmuntersuchung in Salzburg, er hat dort einen Onkel als Arzt, zu organisieren. Da es eine Hungerkur war, habe ich argumentiert: „so leer wird mein Darm lange nicht mehr sein“. Ich habe dann die Kur unterbrochen um in der Privatklinik in Salzburg eine Koloskopie machen zu lassen, Gott sei Dank!
Ergebnis: der erste Darmkrebs! Man braucht erstmal eine gewisse Zeit um zu begreifen was einem da gesagt wurde. Dann fängt man an sich Gedanken darüber zu machen welche Konsequenzen das für das weitere Leben hat. Aber wichtig ist, nicht lange zögern, und eine Woche später erfolgte dann die Operation. Auf Grund der Früherkennung hatte ich keine Metastasen, damit auch keine Chemotherapie. Die anfänglich halbjährigen, dann jährlichen Koloskopien sind aber eine zwingende Notwendigkeit.
Meine Überzeugung damit den Krebs besiegt zu haben, stellte sich aber nach 5 Jahren als Irrtum heraus und es kam zum zweiten Darmkrebs, trotz der Untersuchungen. Also wieder eine Operation und wieder keine Metastasen, sondern weiter regelmäßige Kontrolluntersuchungen.
Mir wurde langsam klar ich vor Überraschungen nicht gefeit sein würde. Tatsächlich, wieder nach 5 Jahren ein weiterer Krebs, diesmal allerdings an einer sehr heiklen Stelle, dem Schließmuskel. Den kann man nicht operieren, sondern nur bestrahlen und mit Chemotherapie behandeln. Nur mit der Mithilfe und echt aufopfernden Unterstützung von Paul war das erträglich. 2 Monate, von Montag bis Freitag, Bestrahlungen, 2 Aufenthalte in der Klinik mit Chemo, die Wochenende zu Hause waren das Einzige was mich aufrecht gehalten hat.
Da kommt dann auch das Bestrahlungstief: Plötzlich, ohne Vorwarnung, sitzt du da und bist im wahrsten Sinne des Wortes leer. Das ist nicht zu beschreiben, das muss man erlebt haben, totale Leere nicht nur im Gehirn, sondern im gesamten Körper, absolute Antriebslosigkeit, keine Gedanken, keine Bedürfnisse, nur noch eine Hülle. Ich habe mich später daran erinnert wie Uffe auf unserer Reise einmal von „leeren Schafen“ gesprochen hat, und so ist man dann auch.
Jetzt ist das 2 Jahre her, wieder die Kontrollen, aber eines weiß ich inzwischen:
Dieses Biest lässt mich nie wieder los!