Arm aber
glücklich, lebensfroh, lustig, mit viel Musik im Blut versuchen sie sich das
Leben so schön wie möglich zu machen. Das Klima begünstigt das enorm. Man lebt
im Freien und Wohnen ist nicht so wichtig. Natürlich gibt es Repressionen aber
ein echter Kubaner umschifft die so gut er kann. Oldtimer mit Rasenmäher- oder Lada
Motoren sind zwar keine Rennmaschinen aber zur Fortbewegung ausreichend.
Ich war im
Februar 2008 als Abschluss meiner ausgedehnten Südamerikareise dort und einfach
nur begeistert. Der Tourismus war noch überschaubar und daher hatten die damit
beschäftigten staatlichen Organisationen (privat gibt es nicht) noch in der
Lage ein ordentliches Service zu bieten. Zu dem Zeitpunkt übergab Fidel gerade
an seine Bruder Raoul und man konnte in den Gesichtern der Menschen ein Aufatmen
erkennen.
Begonnen
hat die Rundreise in Havanna. Damals noch von einer morbiden Eleganz der alten
Zeiten. Halbverfallene Häuser, einige Renovierungen und schon gute Lokale. Der
Tabakanbau rund um Pinar del Rio, dort bekam ich eine vor mir frisch gerollte
Zigarre des Bauern seines eigenen Tabaks. Für Zigarrenkenner ein echter Genuss.
Wer zu dem Zeitpunkt in Kuba Geld hatte wohnt in Cienfuegos, eine Stadt mit
schönen Häusern und dem Theater von Tomas Terry. Wunderbar auch der Palacio del
Valle, im arabischen Stil, dominierend die Statue Jose Marti (Schriftsteller,
Nationalheld und Unabhängigkeitskämpfer) am Platz vor dem Theater.
Ganz anders
Trinidad. Die Stadt des Tanzes und der Musik. Mehr oder minder 24 Stunden
volles Leben. Von der Plaza Mayor auf den Stiegen zur Kirche der Heiligen
Dreifaltigkeit findet jeden Abend eine Fiesta statt. Es treten verschiedene
Kapellen auf, man singt, lacht, tanzt und trinkt bis in die späte Nacht. Aber
es gibt so gut wie keine Betrunkenen und wenn mal einer zu viel hat wird er von
Freunden nach Hause geleitet. Viele Touristinnen haben dort von den
Einheimischen tanzen gelernt. In der Nähe von Trinidad sollte man den Parque
Guanayara durchwandern bis zum Wasserfall und beim Retourweg im sogenannten
Pool ein erfrischendes Bad nehmen. Weiter zum Valle de los Ingenios (Tal der
Zuckermühlen) wo früher die Gutsherren von einem Turm aus die Arbeit der
Sklaven in den Mühlen überwacht haben. Der Turm selber und eine der Mühlen im
Hinterhof des Herrenhauses sind noch vorhanden. Camagüey mit seiner Altstadt
und dem Parque Ignacio Agromonte als weiteres Ziel auf dem Weg Santiago di Cuba
über die Wallfahrtskirche “Virgin de la Caridad del
Cobre”.
Am dortigen Santa Ifigenia Cemetery ist so zirka
alles begraben was in Kuba je Rang und Namen gehabt hat, so z.B. die Familie
Bacardi und vor allem das Grabmahl des Jose Marti mit einer Ehrenwache. Sehr
interessant die Casa Velasquez und außerhalb der Stadt das Castillo del Morro
San Pedro de la Roca. Zum Schluss noch einen Ausflug auf Cayo Granma.
Dann mit dem Flugzeug zurück nach Havanna, ein
Stadtbummel und zum Abschluss eine Vorführung des Orquesta Buena Vista Social
Club im Hotel Nacional in Havanna bevor es wieder nach Hause ging.
Wie man aus der Länge dieser Rezession ersehen
kann hat es mir dort ausnehmend gut gefallen.
JEDOCH
Eben
weil es so wunderbar war habe ich meinen Partner und die Familie meines besten
Freundes davon überzeugt 2016 gemeinsam mit mir Kuba nochmal zu besuchen.
Inzwischen hatte Obama das Verhältnis zu Kuba gelockert und es brach eine
Reisewelle dorthin aus. Land und Leute sind immer noch dieselben. Aber die
staatliche Infrastruktur ist nicht in der Lage diesen Ansturm zu bewältigen
sodass für mich diese Reise leider zu einem Albtraum wurde. Es hat so gut wie
nichts funktioniert, für alle meine Begleiter war das nicht so unangenehm wie
für mich, sie hatten ja den Vergleich nicht. Schade ich hätte ihnen gerne
„mein“ Kuba gezeigt.